Der Richter by John Grisham

Der Richter by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
ISBN: 9783453215061
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2002-03-01T00:00:00+00:00


Die Fahrt nach Washington dauerte in der Regel nur zwei Stunden, und mehr als die Hälfte davon führte durch eine abwechslungsreiche, idyllische Landschaft. Aber Rays Reisegewohnheiten hatten sich inzwischen geändert. Er und Fog flogen stattdessen mit der Bonanza in achtunddreißig Minuten zum Ronald Reagan National Airport, wo man sie nur widerwillig landen ließ, obwohl sie einen Slot reserviert hatten. Ray sprang in ein Taxi, und fünfzehn Minuten später stand er vor dem Finanzministerium in der Pennsylvania Avenue.

Ein Kollege von der juristischen Fakultät hatte einen Schwager, der ein hohes Tier im Finanzministerium war. Einige Telefonate waren geführt worden, und nun begrüßte Mr. Oliver Talbert Professor Atlee in seinem recht bequemen Büro im BEP, dem Bureau of Engraving and Printing, der für den Druck von Banknoten zuständigen Abteilung des Ministeriums. Der Professor arbeitete gerade an einem nur vage umrissenen Forschungsprojekt und würde Talbert nicht einmal eine Stunde in Anspruch nehmen. Talbert war nicht der Schwager, aber man hatte ihn gebeten einzuspringen.

Sie sprachen zuerst über das Thema Falschgeld, und Talbert beschrieb in groben Zügen die Probleme, die ihnen zurzeit am meisten zu schaffen machten und die fast alle auf die neueste Technik zurückzuführen waren - vor allem Tintenstrahldrucker und Computer generiertes Falschgeld. Er zeigte Ray einige der besten Fälschungen und wies mit einer Lupe auf die Fehler hin - mangelnde Detailgenauigkeit auf der Stirn von Benjamin Franklin, die fehlenden dünnen Sicherheitsfäden im Hintergrund, die verlaufene Tinte bei den Seriennummern. »Die Scheine hier sind sehr gut«, sagte er. »Und die Geldfälscher werden immer besser.«

»Wo haben Sie die her?«, wollte Ray wissen, obwohl die Frage völlig irrelevant war. Talbert sah sich den Aufkleber auf der Rückseite des Kartons an, auf dem die Scheine befestigt waren. »Mexiko«, sagte er dann. Das war alles.

Um den Geldfälschern immer einen Schritt voraus zu sein, investierte das Finanzministerium riesige Summen in die Entwicklung eigener Technologien. Druckmaschinen, die den Scheinen ein fast holografisches Aussehen verliehen, Wasserzeichen, farblich variable Tinten, Feinliniendruck, größere Porträts, die nicht mehr auf die Mitte des Scheins gedruckt wurden, Scanner, die eine Fälschung in weniger als einer Sekunde erkennen konnten. Das effektivste Verfahren sei allerdings noch nie angewandt worden. Man brauche einfach nur die Farbe des Geldes zu ändern, von Grün zu Blau, dann Gelb und schließlich Rosa. Die alten Banknoten würden eingesammelt werden, die Banken mit neuen Scheinen versorgt, und die Geldfälscher kämen nicht mehr hinterher. Das war jedenfalls Talberts Meinung. »Aber der Kongress hat es nicht genehmigt«, sagte er kopfschüttelnd.

Ray interessierte sich in erster Linie dafür, wie man Geld zurückverfolgen konnte, und schließlich kam das Gespräch auch auf dieses Thema. Wie Talbert erklärte, waren die Scheine selbst aus nahe liegenden Gründen nicht markiert: Falls ein Gauner eine Markierung auf den Scheinen bemerkte, würde diese ihren Zweck verfehlen. Markieren bedeutete lediglich, die Seriennummern der Scheine zu erfassen, was früher sehr mühsam gewesen war, da es von Hand gemacht werden musste. Talbert erzählte Ray von einer Entführung, bei der das Lösegeld erst wenige Minuten vor der geplanten Übergabe eintraf. Zwei Dutzend FBI-Beamten arbeiteten wie besessen, um die Seriennummern der Hundert-Dollar-Scheine zu notieren.



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